Mehr als 80 Gäste genossen Fotokunst und den Blick von der BvM-Dachterasse
Zum 8. August 2019 lud unser Berliner Standort zu einem Sommerumtrunk eingerahmt von der Fotokunst bekannter Künstler, die alle eine Verbindung mit Berlin haben. Die Künstler Michael Dressel, Christian Rothmann und Gerhard Kassner brachten Ihre Kunst mit und so wurde aus den Berliner Kanzleiräumen für einige Tage eine Kunstgalerie. Mehr als 80 Gäste kamen am vergangenen Donnerstag und genossen die Fotokunst sowie den Blick über die sommerliche Museumsinsel von der BvM-Dachterasse.
Michael Dressel, Christian Rothmann und Gerhard Kassner brachten ihre Arbeiten in unsere Berliner Kanzleiräume
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Michael Dressel
Michael Dressel wurde 1958 im Ostberliner Stadtbezirk Friedrichshain geboren. Er machte im damaligen Grauen Kloster Abitur und begann nach dem Grundwehrdienst ein Studium für Bühnenbild an der Kunsthochschule Weissensee. Dies währte aber nur kurze Zeit, da er 1981 beim Versuch, die DDR auf eigene Faust zu verlassen, verhaftet wurde. Die 2 Jahre Gefängnis, die ihm das einbrachte, sieht er als die wichtigsten Lehrjahre seines Lebens. In dieser Zeit wurde ihm alles Grundlegende über Individuum und Gesellschaft hautnah und eindrücklich vermittelt. So gewappnet für sein weiteres Leben landete er 1984 in West Berlin und kurz darauf in Los Angeles, wo er noch heute lebt und die letzten 30 Jahre, neben seiner Tätigkeit als Fotograf, als Sound Editor an Hollywood Filmproduktionen arbeitet und sogar hierfür mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Der Umstand das sein Lebensunterhalt durch Filmarbeit gewährleistet ist, gibt ihm die Freiheit seine künstlerische Arbeit ungeachtet ökonomischer Überlegungen zu betreiben. Er dokumentiert seit vielen Jahren fotografisch die Licht und Schattenseiten Hollywoods. Vor allem die Lebensrealität derer, die mit Träumen, die sich nie erfüllten, ankamen und in einer harschen Realität jenseits der Glitzerwelt aber immer noch im Gravitationsfeld der Traumfabrik ihr Leben fristen.
Christian Rothmann
Nach langjährigen seriellen Fotoprojekten, bei denen Christian Rothmann die Kommunikation vor dem Schuss in den Mittelpunkt stellte (You and me seit 1998, mother and daughter seit 2010), portraitierte Rothmann japanische Spielzeugroboter, die 30 Jahre unangetastet, verstaubt und verdreckt auf einem Berliner Hängeboden lagerten. Durch zahlreiche Reisen auf die Philippinen, die Heimat seiner Frau, wurde
Rothmann auf die vielen Basketballbretter und Körbe aufmerksam - faszinierend die Bauweise, Selbstbau, improvisiert, mit wenigen Mitteln, Bretter und ein geschweißter Ring-aufgestellt an den abenteuerlichsten und merkwürdigsten Plätzen. Befestigt an Bäumen , Kokospalmen, Haus wänden-in Innenhöfen und am Hafenbecken. Die Leidenschaft für den Sport brachten die Amerikaner in das Land. Ergänzt wird die Serie die bei BvM ausgestellt wird mit zwei Fotos aus dem Schwarzwald und aus der Rhön, einem Berliner Motiv und zwei winterlichen Aufnahmen aus Omaha Nebraska, wo Rothmann seit 21 Jahren zu Gast ist.
Gerhard Kassner
Gerhard Kassner ist seit siebzehn Jahren als Berlinale-Porträtist tätig ist, hat er 2051 Porträts von Filmregisseuren und Schauspielern, darunter viele internationale Stars, fotografiert und hat damit Zeitzeugnisse des internationalen Films und der Berlinale selbst geschaffen. Eine Auswahl dieser Bilder hat er bei BvM ausgestellt. Die kurze Zeit, die Gerhard Kassner bei seinen fotografischen Begegnungen mit den Stars der Berlinale zur Verfügung steht, schafft eine Kondensation besonderer Art. Dabei spielen die technischen Aspekte die geringere Rolle, viel wichtiger ist die Präsenz, die sich in den Bildern wiederspiegelt. Bekanntlich gibt es keine fotografische oder filmische Objektivität, denn immer ist der Autor gewissermaßen das unsichtbare Subjekt, dessen Blick sich im porträtierten Modell reflektiert. Oder, wie Godard es formulierte, "die Kamera ist ein Ort mit zwei entgegengesetzten Richtungen". So gesehen, sind die Berlinale-Porträts von Kassner zwar erst einmal technisch perfekte Star-Porträts, die unter höchster Konzentration und in kürzester Zeit enstehen - jede dieser Studiosessions dauert zwischen 3 - 5 Minuten, manchmal auch noch kürzer. Dabei sehen sich der Fotograf und der Star meist zum ersten Mal und es gilt, in wenigen Sekunden den Einstieg in die gemeinsame Arbeit zu finden. Die Porträts sind aber auch und vor allem Zeugnisse von Kassners Ehrlichkeit im Umgang mit seinen Modellen und von seinem intuitiven Gespür für Menschen, die hauptberuflich vor der Kamera stehen. Man gewinnt den Eindruck eines Fotografen, der sich zurückzunehmen weiß und dessen eigene Natürlichkeit sich in den Modellen reflektiert, der aber gleichzeitig einen äußerst akuten Blick für entscheidende Nuancen besitzt. Dies schafft die subtile dialogische Spannung, die in den Bildern liegt und die vorallem dann sichtbar wird, wenn man die Porträts in Serien betrachtet, bzw. in den Anordnungen, die jeweils zu einem Film gehören.